Liebe Mädchen, Jungen, Elfen, Zwerge, Gnome, Trolle, Blütenfeen, Hexen, Dämonen, Tentakelmonster, Anwälte, Werwölfe, Verwaltungsbeamte, Untote und besonders Skelette in Ritterrüstungen!
Jahreszeitlich bedingt steht das Christkind vor der Tür. Es trägt Sauerländer Nadelhölzer mit sich herum, die einen aromatischen Duft verbreiten. Wer zuletzt artig war, bekommt etwas von ihm geschenkt – also etwa ein Pony, ein originalgroßes Feuerwehrauto, einen Langbogen, eine Axt, einen Rundkopfhammer, eine Liebestöterunterhose, kandierte Maiglöckchen, eine schwarze Katze, Hörnerlack, einen Gummi-Clownfisch, Aktenordner, Kauknochen, „Abgelehnt“-Stempel, Bandagen oder Ballistol. Wer unartig war, bekommt Besuch von einer Domina. (Gerade fällt mir auf, dass diese Tatsache das Verhalten einiger Dämonen erklären könnte.)
Die Weihnachtsmärkte machen nun wieder zu, und man muss sich den Glühwein im Laden besorgen. Dafür bekommt man viel Verwandtenbesuch. Manchmal erscheinen bei dieser Gelegenheit sogar Leute, von denen man gar nicht wusste, dass sie zur Verwandtschaft dazu gehören. Diese Regel gilt zwar am meisten für Werwölfe, aber auch Anwälte und andere dubiose Wesenheiten dürfen sie sich zu Herzen nehmen.
Für so einen Fall kann es nicht schaden, stets ein paar Dominosteine extra im Haus zu lagern. Auch zusätzliche Pieker fürs Fondue sind sinnvoll, und für den Rehbraten hält man lieber genug Rehe vorrätig.
Danach wird es besinnlich. Für die Zwerge sei dazu erklärt: Das ist wie die behagliche Stelle bei einem Saufgelage, kurz bevor man einschläft. In diesem Fall aber hat das zu tun mit dem Nadelgewächs (das meist keine Tanne ist, sondern entweder eine Fichte oder aber eine mexikanische Riesenkaktee), das im Wohnzimmer aufgebaut ist, und mit allerlei glitzerndem Plunder behangen, damit die Katze etwas zum Spielen hat.
Solcherart beginnen Bachernalien, bzw. ihre moderne Entsprechung. Wahlweise kann man dabei Jesus, Mithras oder Ullr, dem altnordischen Skigott, huldigen. Zu diesem Zweck begibt man sich häufig in eine Kirche und bewirft sich dort gegenseitig mit Lametta.
Sodann erfolgt ein Ritual, bei dem man gemeinsam „Last Christmas“ von Wham hört, um sich später über dieses Lied aufregen zu können. Ich wiederum finde die „Weihnachtsbäckerei“ um Längen nerviger, und wundere mich nur, warum niemand „The Power of Love“ von Franky goes to Hollywood hört. Religiöse Menschen können natürlich auch christliche Lieder wie „Oh, Tannenbaum“ anstimmen.
Wenn sich im Anschluss an Völlerei und Objektfetischismus alle hingelegt haben, kommen die Weihnachtswichtel und essen den süßen Brei, der für sie auf dem Dachboden bereitgestellt worden ist. Schwedische Traditionen zum Fest haben schließlich auch ihre Berechtigung.
All dies passiert jetzt um die Veröffentlichung dieser Kolumne herum. Der Gedanke hinter dem Geschehen ist wohl, dass man das Jahr in Friede, Freude und Eintracht ausklingen lassen soll. Sich wegen überhaupt nichts streiten kann man schließlich später immer noch. Also haltet die Ohren steif, die Nase trocken, den Mund voll mit Süßigkeiten, und erzählt den Kindern keinen Quatsch!
Bleibt böse!
Euer Tobias, der sehr finstere